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„TROTZKIJS SOVIET BAR“
Beitrag zu „PARADIES UND UTOPIE“
Kunstbunker Tumulka, München (2004)

Kommunikation von Bunker zu Bunker, von Paradies zu Paradies: Aus dem Inneren eines Modells des Gebäudes „Sammlung Domnick“ im Maßstab 1: 50 ist die Stimme des Sammlers zu hören, der seine Utopie der modernen Kunst als „Wegweiser für den neuen Menschen“ uns nahe bringen will. Diese Botschaft wird von einem Militär- Funkgerät aufgenommen und in den Äther ausgestrahlt.
Mit dem anwesenden Kunstpublikum lauscht auch ein entfernter Zeitgenosse Domnicks Sendung: der kubanische Sozial-Utopist Fidel Castro. In Guerilla-Ausrüstung steht er an „Trotzkij`s Soviet-Bar“, aus seinem Funkempfänger hört er Domnicks Botschaft.
Ottomar Domnick (1907-1989), Filmemacher und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, zählte zu den engagiertesten Sammlern moderner Kunst in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Domnick liess sich in den 70er-Jahren von dem Architekten Paul Stroher ein nahezu fensterloses, einstöckiges Flachdach-Gebäude entwerfen, in dem er mit seiner Sammlung bis zu seinem Tod zurück gezogen lebte.

Domnick verband mit seiner sammlerischen Tätigkeit ein humanistisch engagiertes Anliegen. Er war, wie viele seiner Zeitgenossen nach dem Erlebnis der faschistischen Barbarei der Überzeugung, dass eine „Re-Kultivierung“ der Deutschen vor allem über die Begegnung mit der im 3. Reich verfemten modernen Kunst, namentlich der Abstraktion, gelingen könnte, sozusagen eine Art „Nachhilfeunterricht in Sachen Humanität und Modernität“. Vor allem sein erster selbst gedrehter Film „NEUE KUNST, NEUES SEHEN“ ist mit
seinem heute etwas befremdlich anmutendem pathetischen Sprach-Duktus ein Zeugnis seiner persönlichen Überzeugung, ebenso sein letztes, autobiographisches Film-Dokument „DOMNICK ÜBER DOMNICK“. Die Installation „Castro lauscht Domnick“ verwendet ausgewählte „Botschaften“ aus diesen Filmdokumenten.

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